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Sparsames Fahrvergnügen
Sparen oder Fahrvergnügen- ein Widerspruch? Nicht unbedingt. Zwar verlangen leistungsstarke Motore nach reichlich Kraftstoff, doch steht nirgends geschrieben, dass die Mahlzeit immer aus teurem Superplus bestehen muss. Vorausgesetzt, man geht die Sache richtig an, kann man die Maschine auch Flüssiggas betreiben. Das kostet bei einem momentanen Literpreis von rund 61,5 Cent weniger als die Hälfte dessen, was für Superplus zu entrichten ist. Bevor man jetzt einen Luftsprung macht, sollte man berücksichtigen, dass der Motor rund 10% mehr Gas als Benzin verbraucht, also anstelle von 1o Litern Superplus eben 11 Liter Flüssiggas verbrannt werden. Nicht zu unterschätzen sind auch die Kosten für den Einbau der Gasanlage. Sie liegen ungefähr bei 3.000 Euro, abhängig von Lieferant und Werkstatt. Nach der bekannten Formel Pi mal Daumen rechnet sich der Umbau auf Gasantrieb ab 50.000 Kilometern Fahrleistung.
Vielfahrer können so also ein erkleckliches Sümmchen sparen und dieses dann für schöne Dinge ausgeben. Da bietet sich beispielsweise eine Kraftkur für den Motor an. Eine gute Adresse in diesem Zusammenhang ist die Firma MR Sweden Motorsport in Lübeck. Dort beobachtet man die steigenden Benzinpreise schon länger mit Argwohn. Schon vor einiger Zeit haben deshalb Marcus Reumann und sein Team begonnen, sich in die Thematik Gasantrieb einzuarbeiten. Inzwischen wurde ein kompetenter Partner für den TÜV-abgenommenen Einbau der Gasanlage gefunden. Nach ersten Erfahrungen mit dem Treibstoff Flüssiggas wagen sich die Lübecker nun auch an die Leistungssteigerung dieser Motore.
Um es vorweg zu sagen, die Kombination aus Leistung und relativer Sparsamkeit geriet beeindruckend. Als Basisfahrzeug stand ein Volvo V70 T5 zur Verfügung. Der Schweden-Kombi ist mit 250 PS ordentlich motorisiert, aber auch kein Kostverächter. Deswegen ließ sein Besitzer zunächst eine Gasanlage einbauen. Der 70-Liter Gastank ist in der Reserveradmulde untergebracht. Der Tankstutzen befindet sich hinten rechts im Kotflügel. Da von Anfang an geplant war, die Motorleistung zu steigern, wurden zwei Verdampfer zur Gemischaufbereitung montiert. Anschließend machte MR Sweden Motorsport weiter. Zunächst montierten die Fachleute spezielle Zündkerzen von Bosch, einen Sportluftfilter sowie einen Sportauspuff aus Edelstahl. Danach programmierten sie die Motorelektronik um. Das Ergebnis garantiert eine ordentliche Portion Fahrspaß: Anstelle der serienmäßigen 250 PS und 330 Nm stehen nunmehr 300 PS und 408 Nm zur Verfügung. Dazu gesellen sich noch ein in der Härte einstellbares Gewindefahrwerk sowie dreiteilige Achtzehnzöller, die mit dem Avon ZZ3 im Format 225/40/18 bestückt sind.
Mit dieser Kombination aus Durchzugsvermögen und sportlich-hartem Fahrwerk wird der Volvo auf der Landstraße zum Kurvenräuber. Der Wagen lässt sich schaltfaul fahren, es ist immer genügend Drehmoment vorhanden. Bei Bedarf ist aber auch jederzeit ein zorniger Antritt möglich. Dazu kommen dann höchst erfreuliche Töne aus dem edelstählernen Sportauspuff. Auf der Autobahn hinterlässt der V70 den Eindruck einer Lokomotive, es geht einfach nur vehement voran. Die Stoppuhr bestätigt den subjektiven Eindruck: Der Standardspurt aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer ist nach 6,5 Sekunden absolviert. Ein Überholvorgang im vierten Gang dauert 19,9 Sekunden. Dann hat der Volvo von 80 auf 180 Stundenkilometer beschleunigt. Im fünften Gang ist dann bei 265 Stundenkilometern die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Fahrvergnügen pur, und dies praktisch im Sonderangebot!
Da bleibt ja noch ein bisschen über, vielleicht für die Optik? Die Lübecker haben dem V70 jedenfalls noch einen Dachflügel mit integrierter Bremsleuchte spendiert. Außerdem stand ein digitales Ölthermometer auf dem Wunschzettel des Besitzers. Im Innenraum wurde noch ein Dekorsatz in Pianolack verbaut. Für weitere Wünsche hat man stets ein offenes Ohr.
(Text und Fotos von Richard Holtz, Journalist) |